Wieder 3 Stockwerke hoch, nun hat Ralf einen Heimvorteil, seine Regensachen sind schon oben, meine im Topcase. Pfeif auf jeder Gang macht Schlank, alles muss nun in einem Gang zum Motorrad runter. Also Klamotten an, linker Arm Helm und Tankrucksack, rechts die Packtasche. So trabe ich die Abkürzung durch den Frühstücksraum und bin beim Blümchen. Tankrucksack dranfummeln. Packtasche in den Koffer.
Helm steht im Durchgang für die Raucher im Frühstücksraum. Regenkombi aus dem Topcase fischen und diese im Durchgang über die normalen Sachen ziehen. Dooferweise finde ich meine Regenhandschuhe nicht, also die ältesten und dünnsten Handschuhe an, in der Hoffnung das die irgendwann mal trocknen. Als wir endlich loskönnen bin ich schon wieder durchgeschwitzt und überlege ob es Schweißtropfen sind die mir den Rücken runterlaufen oder die ersten Regentropfen. Das ein Porsche die Ausfahrt versperrt ist nicht gerade förderlich für meine Laune.
Nowa Sal |
Strömenden Regen, Straßenbahnschienen, Pfützen die Löcher verstecken, Kopfsteinpflaster und Markierungen - SUPER - einfach alles nur glitschig.
Ohne Navis hätten wir wohl nix zum unterhalten. Ralfs will auf die 8 meins nicht, der Unterschied ist das ich Autobahn und Mautstrassen ausgeschlossen habe und er nur Autobahn. Deswegen wäre er theoretisch schneller am Ziel obwohl mehr Kilometer. Wir entscheiden uns meinem zu folgen. Weniger Kilometer bei gleicher Zeit. Leider wußte das Zumo nicht das die Ausfallstrasse eine einzige Baustelle ist, so einen Kilometer fahren und dann vor einer roten Ampel stehen und dann wieder etwas fahren.
Zucker und raus aus den Regensachen |
Die Straßen sind abwechslungsreich, wellige Alphaltwege, Löcher, Kopfsteinpflaster mitten im Wald und auch gern genommen Kopfsteinpflaster mit Sand. In Nowa Sal entdecken wir endlich ein Cafe. Ich gönne mir ein Stück Torte für meine Nerven und einen Tee.
So gestärkt geht es weiter, und hier scheiden sich wieder die Navigeister, meiner will gradaus Ralfs links. Da die Verständigung grad nicht klappt fahr ich brav hinterher. Ralfs XT will Fähre fahren. So landen wir am Fluss. Die Fähre ist gerade abgefahren und wir warten bis sie wiederkommt. Hier hat es extrem viel Mücken, ich mach den Helm zu und hoffe das die Viecher die Löcher in den Handschuhen nicht finden. Die Fähre ist zurück und wir setzen über, diese Verbindung kostet keinen Zloty, ob das wie in Frankreich ist, die Fähre kostet weniger Geld als eine Brücke?
Wir rollen weiter an langen Feldern und Backsteinhäusern vorbei. Dann ein Bunker, und ein Schild Ostwall. Wir verständigen uns darauf egal wohin das Navi will, wir folgen dem Ostwallschild. Ralf will noch einen caffe und ich meine bei so einer Sehenswürdigkeit gibt es bestimmt Souveniershops und ein Cafe. Falsch gedacht - Wiese, Parkplätze eine Schranke und ein Kassenhäuschen. Die letzte Tour haben wir grad verpaßt. So spendiere ich uns eine Orangina aus dem Topcase und wir beratschlagen was wir weitermachen.
Es ist mittlerweile 15:30. In Booking suchen wir uns ein Hotel noch 60 km entfernt, das ursprünglich geplante Stargrad streichen wir.
So sind wir kurz nach 17h in Gorzow Wielkopolski im Hotel Gracja. Das Hotel liegt in einem Park und ist von außen nicht als solches erkennbar. Zweiter Stock mit Aufzug - das ist toll.
Frischmachen und in der Stadt ein Abendessen fangen, wir landen bei Sofra ein türkisches Restaurant mit schönen Außenbereich am Marktplatz und immer gut beucht. Das ist meist ein Indikator für gute Küche. Alle anderen Lokale die wir uns angeschaut haben waren leer.
Den Geocache am Rückweg finde ich nicht aber dann ins Zimmer und beim tippen den Tag Revue passieren lassen.
Plan für morgen ist der TET - also an kucken und schauen ob wir den wirklich fahren wollen ansonsten ist das nächste Ziel Danzig.
Noch eine kleine Geschichtsexkursion, da Ralf und mir diese Stadt nichts gesagt hat, früher hieß sie Landsberg an der Warthe und war somit eine Grenze des Ostwalls der ja auch Festungsfront Oder-Warthe-Bogen heißt.
Im Januar 1945 nahm die Rote Armee die Stadt kampflos ein, infolgedessen kam es zu Bränden, Plünderungen, Vergewaltigungen und Erschießungen. Ein Großteil der Bevölkerung wurde zur Zwangsarbeit ins nahe gelegene Arbeitslager geschickt. Im März wurde die Stadt zu Grozow Wielkopolski umbenannt und im Juni die meisten Einwohner vertrieben. Die neuen Einwohner kamen aus der Region Großpolen.
Die Stadt sah für uns etwas heruntergekommen oder vergessen aus. Davon zeugten auch 2 Stadthäuser, die wohl leer stehen und verrammelt sind, aber neue Schilder haben das sie historisch bedeutsam sind. Wahrscheinlich schützen die Plaketten vor dem Abriss, allerdings gibt es auch Villen die komplett restauriert sind.