Heute gibt es wieder einmal ein Frühstück über den Dächern einer Stadt, diesmal mit Blick auf Bagger und Baustelle. Dieses Frühstücksbüffet ist das beste das wir bis dato in der Türkei erhalten haben. Dannach erstmal zusammenpacken und überlegen ob wir alles zum Parkhaus tragen wo unsere Motorräder stehen oder ob wir erst die Qe holen und vor dem Hotel aufrödeln. Wir entschließen uns zu laufen und gleich alles mitzunehmen. Es ist zwar nicht weit, aber wir haben Sonnenschein und schon gut über 20 Grad. Egal - muss gehen.
Meine Q ist schnell draußen, damit Ralf seine rausbekommt hilft sogar die Polis mit und rangiert ein anderes Motorrädchen weg. Uns stellt sich wieder einmal die Frage wie die Regularien hier in der Türkei sind, denn bis dato haben wir nur ganz selten große Motorräder gesehen, maximal 250 Kubik.
Gestern haben wir noch eine Routenplanung gemacht und Mapsource wollte partout nicht die Strasse nehmen die wir uns aus der Karte ausgesucht haben. Glücklicherweise kennt mein Zumo mit den OSM-Karten da keine Bedenken und so fahre ich vor.
Die Strecke fängt gut an, dann halte ich an und zeige etwas verschämt nach links das wir nun da hoch sollen. Ralf fragt ob ich mir wirklich sicher bin, ich so ziemlich, OSM und meine Strassenkarte auch. Also versuchen wir es. Erstmal traumhaft, dann eine breite Schotterautobahn, kein Vergleich mit der Strecke nach Bayburt. Ab der Passhöhe auf 1869 m redet Ralfs Navi auch wieder mit ihm und kennt die Strasse, die 10 km über den Pass haben gefehlt. Auf der Strasse ist ganz wenig los, dafür umso mehr Landschaft, mal Schotter mal Asphalt. Aber gut fahrbar, bissl anstrengend mit der schweren Q aber ich murmel mein Mantra ¨die Q kann das - die Q schafft das¨ nur ein einziges Mal bei einer langen steilen geraden Bergabfahrt. Wir landen in einer Ebene mit einem Stausee, einfach nur ein Traum. Wir umfahren diesen und sehen noch die alten Strassen die mittlerweile unter Wasser sind.
Dann geht es auf den zweiten Pass hinauf, diesmal nur 1688 m aber auch wunderschön. Öfters treffen wir auf Hirten mit ihren Ziegenherden, die Tiere haben langes seidiges Fell, und es gibt auch ganz pechschwarze Ziegen, die sind mir so noch nicht aufgefallen. Was noch auffällt ist die Farbe der Umgebung, ich denke ich bin in der bunten Wüste von Michael Ende. Sand von weiß, orange, pink, rot, grau, grün und lila.
Nach dem zweiten Pass landen wir in Celikhan und Ralf täuscht erst links an und entscheidet sich für rechts nachdem er ein Teehaus entdeckt. Wir werden sehr freundlich aufgenommen und bekommen Cay und ich auch noch ein Wasser (Su) soweit ich es verstanden habe, handelt es sich um Quellwasser. Als Ralf seinen Tabak auspackt wird dieser neugierig beäugt, daran gerochen und ihm dann der eigene angeboten. Am Ende bekommt Ralf noch echten Tabak aus Celikhan mit. Bei der Ortsausfahrt entdeckt er noch einen Motorradgespannhändler. Zumindest stehen dort ziemlich viele kleine Motorräder mit einem Lastenbeiwagen.
Nachdem wir wieder etwas mehr Zeit auf der Schotterpassage benötigt haben soll es nun nur über ¨normale¨ Strassen weitergehen. Das Navi will rechts und wir entscheiden uns für links nach Adiyaman. Diese Entscheidung wird nicht bereut, eine traumhafte Strecke, Kurve an Kurve und die Qe fliegen nur so über den griffigen Belag. Jeder Kilometer macht einfach nur Spaß, nach 40 km ist der Spaß leider vorbei und wir quälen uns durch Adiyaman. Von hier geht es wieder auf eine der so langweiligen und landschaft durchschneidenden autobahnähnlichen Schnellstrasse. Diesmal auf der D360 und D855.
In Kahramanmaras finden wir ziemlich flott das Hotel und nach einer ausgiebigen Dusche (ich bin bis auf die Unterwäsche komplett durchgeschwitzt) nehmen wir uns ein Taxi ins Zentrum und bummeln durch einen Basar. Hier gibt es auch Churchelas - sie heißen zwar anders, aber sind genauso lecker. Nach einem Erkundungsspaziergang landen wir wieder bei dem Lokal wo uns der Taxifahrer abgesetzt hat mit der Hotelempfehlung. Essen ist lecker und zum Nachtisch fange ich mir ein Päckchen Nüssle, die alle hier andauernd naschen und Ralf ein Eis.
Da wir ja das Hotel als Wegpunkt gespeichert haben laufen wir einfach wieder zurück, den es ist Luftlinie weniger als ein Kilometer. Jetzt sitzen wir vor dem Hotel bei sehr angenehmen Temperaturen, ich schreibe und Ralf sichtet Fotos.